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IDEOKINESE



Als junge Frau brach sich Mabel E. Todd (1880 - 1956) bei einem schweren Sturz das Kreuzbein. Die Ärzte gingen davon aus, daß sie nie wieder laufen könnte. Energisch, wie sie war, gab sich Todd mit diesem Urteil nicht zufrieden und begann, sich selbst zu helfen. Da sie sich kaum bewegen konnte, mußte sie sich auf die Kraft ihrer Vorstellung verlassen. Das tat sie so erfolgreich, daß sie nicht nur wieder gehen, sondern auch anderen Menschen helfen konnte.

Wenn wir uns vorstellen, einen Arm zu heben oder den Oberschenkelknochen zu verlängern und das intensiv und trotzdem entspannt tun, verändert sich automatisch die Spannung in der entsprechenden Muskulatur. Die Ideokinese nutzt diesen Tatsache (wissenschaftlich „Ideomotorik“ genannt) in systematischer Weise, um Körperhaltung und Bewegungsabläufe zu optimieren.

Dies geschieht meist in der "Konstruktiven Ruhe", eine entspannte Position in der Rückenlage, in der der Körper in bestimmter Weise ausgerichtet ist, damit die Vorstellungsbilder ihre optimale Wirkung erzielen können. Aber auch im Sitzen, Stehen, Gehen und in der Bewegung entfaltet die Konzentration auf die Vorstellungsbilder eine oft verblüffende Wirkung.

Die Bilder selbst können anatomisch sehr konkret und detailliert oder auch recht poetisch sein - man kann den Oberschenkelknochen natürlich nicht tatsächlich verlängern, wenn man sich das vorstellt - und eine kinästhetische Metapher darstellen.

Mabel Todd fand nach einiger Zeit Unterstützung von ihren ehemaligen Schülerinnen Barbara Clark und Lulu Sweigard. Während Sweigard mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln die Ideokinese mit wissenschaftlichen Studien vorantrieb, wurde Clark bekannt für ihren kreativen und phantasievollen Umgang mit der Vorstellungskraft.

Barbara Clarks Schüler André Bernard vereinte in seiner Arbeit die Poesie Clarks mit anatomischer Präzision und wurde zu einem der, wenn nicht sogar dem führenden Vertreter der Ideokinese.

Die Ideokinese ist niemals zu einer Methode mit institutionalisierten Ausbildungen geworden und hat zu verschiedenen Zeiten und bei verschiedenen Vertretern auch unterschiedliche Bezeichnungen gehabt. Die Vorgehensweise und die Ideen haben jedoch eine weite Verbreitung gefunden, wobei ihre Quelle nicht selten verschwiegen worden sind.



Eine sehr informative Website über Ideokinese (leider nicht für Mobilgeräte geeignet):

IDEOKINESIS

Mit viel Mühe und Enthusiasmus haben Ursula Stricker und Wolfgang Steinmüller Texte, Fotos und Mitschnitte zweier Seminaren von André Bernard redigiert und als Buch veröffentlicht. Die Originaltexte sind von mir aus dem Englischen ins Deutsche übertragen worden.

BUCH ANDRE BERNARD


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